Es wird in bestimmten Kreisen gern von Humankapital geredet. Damit ist gemeint, die Fertigkeiten & Fachkenntnisse, die für ein Wirtschaften auf hohem Niveau erforderlich sind. Die Techniker, die über diese verfügen, werden mit viel Geld und Ansehen belohnt.
Dabei wird aber ein verwandtes Kapital übersehen:

Das Moralkapital

Damit die Gesellschaft auf langer Sicht gedeiht, braucht es nicht nur Techniker sondern auch zahlreiche Menschen an entscheidenden Stellen, die integer sind.
Integer sein heißt, sich der Sache bzw. der Wahrheit verpflichtet sehen; unbestechlich sein. Im Notfall Mut fassen. Das setzt eine Kultur voraus, die Werte außerhalb der großen Geldzufuhr und des Ansehens hochhält; eine Kultur, in der die Einzelnen zueinander finden und sich gegenseitig stärken können. Professionelle, die ihre Nische und somit ihr Selbstverständnis mitunter als Bollwerk gegen Unrecht oder auch Unsinn verstehen. Deren Lebenssinn sich zum Teil aus der Identifizierung mit bestimmten Aufgaben nährt.

In der Krise hat sich gezeigt, dass dieses Moralkapital im Amt sowie unter leitenden Angestellten verschwunden ist. Es herrscht Korruption so sehr, dass die Gesellschaft ins Bodenlose gekippt hat. Ohne dieses Kapital sind wir verarmt.
Der Weg zurück dürfte noch schwieriger sein, als eine „Impfung“ rückgängig zu machen. Aber mit Beharrlichkeit und Geschick nicht unmöglich.

Anregungen, wie denn dieser Weg aussehen kann, habe ich in meinem Buch „Klasse Verantwortung“ skizziert: siehe www.klasseveranwortung.de
In aller Kürze:

Die Menschen werden nicht dadurch fit & stark, dass ihnen eine Kraftmaschine aufgezwungen wird, sondern dadurch, dass sie die eigenen Muskel benutzen. Die „Regelwerke“ und Kodizes dienen halt dazu, dass nach & nach die letzten Reste des Moralkapitals verschwinden.